Ausleihe nach letztem Einsatz

2022-04-22 23:21:25 By : Ms. Coco Hsiang

Ein 26 Jahre altes Fahrzeug der Feuerwehr Leutstetten hat seinen Geist aufgegeben. Kurzfristige Hilfe kommt von den Starnberger Kameraden, die am Karfreitag ein moderneres Fahrzeug bis auf Weiteres ausgeliehen haben. Dieses HLF 20 konnten die Starnberger aufgrund des Personalmangels selbst nicht mehr zuverlässig besetzen.

Starnberg/Leutstetten – Es war sozusagen ein letztes Aufbäumen. Mit ihrem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF), Baujahr 1996, sind die Kameraden der Feuerwehr Leutstetten am Gründonnerstagabend noch mal ins Mühlthal gefahren. Am Forsthaus hatten Feiernde ein Lagerfeuer entzündet, an der Böschung zwischen Staatsstraße und Einfahrt, wie Kommandant Michael Rattelmüller erklärt. Und das auch noch unter Bäumen. Die Leutstettener Wehr löschte das Feuer. „Gerade so“ habe die Pumpe des TSF dabei noch ihren Dienst verrichtet, sagt Rattlmüller. Es sollte der letzte Einsatz für das Fahrzeug gewesen sein.

Denn bereits kurz vor den Osterferien habe der Kundendienst festgestellt, dass die Pumpe einen größeren Schaden aufweise, erklärt Rattelmüller im Gespräch mit dem Starnberger Merkur. Schon im vergangenen Jahr habe die Originalpumpe ihren Geist aufgegeben, nun also auch das Ersatzteil. „Die Pumpe zum Wassertank ist essenziell.“ Hinzu kommen nach Angaben von Starnbergs Kommandant Markus Grasl „massive Defekte an den Rolltoren, Rostprobleme und weitere Schwierigkeiten“.

Abhilfe soll die große Lösung schaffen. Der Stadtrat hat bereits vor einiger Zeit beschlossen, für die Feuerwehren in Leutstetten und in Hanfeld neue Löschgruppenfahrzeuge (LF 10) als Ersatz anzuschaffen. Der Auftrag ging gemeinsam mit einer Fahrzeugbestellung für die Feuerwehr Kempfenhausen raus. Als Auslieferungsdatum ist bislang April 2023 vorgesehen. Ob dieser Termin aufgrund der aktuellen Lieferprobleme aber gehalten werden kann, daran haben sowohl Rattelmüller als auch Grasl so ihre Zweifel. „Man bekommt momentan kein einziges Fahrgestell mehr“, sagt Grasl.

Auf die aktuelle Notlage der Leutstettener reagierte der federführende Kommandant umgehend. Nachdem nämlich auch feststand, dass die Reservepumpe der Perchaer Feuerwehr nicht beim alten TSF passt, entschied Grasl noch am Karfreitag: Ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20), Baujahr 2014, wechselt von Starnberg in den Ortsteil. Dort soll das Fahrzeug mit dem Rufnamen „Florian Starnberg 40/2“ und einem 1600-Liter-Löschwasser-Tank die Zeit bis zur Auslieferung des LF 10 überbrücken – und den Brandschutz in Leutstetten sicherstellen.

Die Starnberger können das Fahrzeug auch deswegen entbehren, weil es „durch die massiven Personalprobleme“ seit geraumer Zeit ohnehin nicht zuverlässig besetzt werden könne, erklärt Grasl. Zudem unterstütze die Leutstettener wie auch die Söckinger Wehr bislang schon im Einsatzfall die Starnberger Kameraden.

„Damit sind die Fahrzeuge bedarfsoptimal aufgeteilt“, sagt Grasl. „Das ist eine Lösung, mit der wir sehr gut leben können“, bestätigt Rattelmüller. Als Glück bezeichnet es der Leutstettener Kommandant, dass einige junge Kameraden im Vorgriff auf das bestellte LF 10 bereits ihren Lkw-Führerschein gemacht hätten. Für das alte TSF reiche nämlich noch der alte Führerschein der Klasse drei aus (Fahrzeuge bis maximal 7,5 Tonnen).

Jetzt gelte es, die Kameraden auf das Fahrzeug auch zu schulen. Gleich nach der Übergabe erhielten eine Hand voll Maschinisten eine Einweisung auf die Bedienung der eingebauten Pumpe, den Beleuchtungseinrichtungen und dem Stromerzeuger. Nach den Feiertagen würden die hauptamtlichen Ausbilder der Starnberger Wehr die Kameraden trainieren, erklärt Grasl.

Und was wird aus dem alten TSF? Der Betriebshof werde nun prüfen, ob und, wenn ja, welche Ersatzteile noch genutzt werden können, erklärt Grasl. Was übrig bleibt, werde über einen Zweitmarkt für Behördenfahrzeuge verkauft. Das vorzeitige und ungeplante Aus für das Fahrzeug war womöglich nur vorgeschoben. „Nächstes Jahr hat es TÜV“, sagt Rattelmüller. „Das hätte schwierig werden können.“