Die Trecker rollen wieder nach Bonn - Für was und wen sollen Bauern demonstrieren?! — Website

2022-08-26 21:42:04 By : Mr. Baconic yu

Am heutigen Montag, den 15. August, sollen Bauern mit ihren Treckern erneut nach Bonn fahren. Dazu aufgerufen hat Landschafftverbindung (LsV) oder wie sie sich jetzt nennen LandsichertVersorgung mit einer kurzen reißerischen Aufmachung per Smartphon vor dem Bild von Cem Özdemir, Bundesagrarminister: „Ihr vergiftet das Grundwasser mit Nitrat, und die Umwelt mit der Spritze, der Wolf frißt Eure Tiere – es reicht, kommt nach Bonn!“ Der LsV fungiert in Wahrheit als Demo-Truppe des Bauernverbands (DBV). Der DBV Westfalen-Lippe ruft sogar offen dazu auf. Er bezahlt die Busse. Der Unmut der Bauern soll aufgefangen werden, um wirkliche Kampfmaßnahmen zu verhindern.

Der Unmut der Masse der Bauer hat den selben Hintergrund wie die Bauernproteste in den Niederlanden. Dort sollen die Stickstoffemissionen in Form von Ammoniak und Stickoxiden um 50 Prozent gesenkt werden, in Naturschutzgebieten um 70 Prozent. Wohlweislich geht die niederländischen Regierung davon aus, dass dadurch rund 30 Prozent der Betriebe aufhören müssen. Das wären 11.200 Betriebe von rund 53.000 insgesamt. Weitere 17.600 Betriebe müssten ihren Viehbestand um 30 bis 50 Prozent reduzieren. Im Klartext, auch für sie wäre es das Aus!

So drastisch attackiert die Regierung in Deutschland die Masse der Bauern gegenwärtig (noch) nicht. Die Anwendung von Pestiziden soll um 50 Prozent verringert, in Landschaftsschutzgebieten komplett verboten werden. Keine Frage, dass der Pestizideinsatz verringert werden muss, aber ein pauschales Verbot ist genauso unsinnig, wie die Industrialisierung der Landwirtschaft vollständig zu verbieten. Wir wollen ja nicht zurück ins Mittelalter und mit Ochsen pflügen. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes haut in dieselbe Kerbe. Er hält die Einführung einer CO2-Steuer für Rinderhalter für eine „folgerichtige Idee“, nur gegenwärtig für nicht machbar. Herr Messner bedient die Lebenslüge von der Kuh als Klimakiller. Entweder hat er keine Ahnung, oder er unterschlägt bewusst, dass der deutliche Anstieg der Methangehalte in der Atmosphäre nicht unmittelbar aus der Landwirtschaft stammt, sondern seit 2007 nachweislich durch Fracking verursacht wurde und nicht durch Rinder.

Die Kuh ist bei richtiger Haltung mit Weide und Grasfütterung weder Klimakiller noch Nahrungskonkurrent des Menschen. Durch Humusaufbau fördert Weidehaltung von Kühen die Speicherung von Kohlenstoff im Boden. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen auf der Erde bestehen aus Grasland. Wiederkäuer sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung!

In den Niederlanden wie auch in Deutschland wurden seit Jahrzehnten keinerlei wirksame und vernünftige Umwelt-Maßnahmen ergriffen. Wortführer dafür war immer der DBV (Deutscher Bauernverband). Er gibt sich als Interessenvertretung der Bauern aus, ist aber in Wirklichkeit Sprachrohr von Konzernen und Großagrariern. Seit vier Jahren macht die EU-Kommission Druck auf die Agrarpolitik der Mitgliedsstaaten, durch nationale Verordnungen eine erhebliche Verringerung der Nitratbelastung der Böden durchzusetzen. Das ist auch umweltpolitisch berechtigt. Es soll aber auf Kosten der Klein- und Mittelbauern erfolgen. In den Niederlanden müssen die Hofnachfolger, anders als bei uns, den Betrieb vom Vater kaufen. Dazu müssen sie Kredite aufnehmen. Jetzt per Verordnung aufzuhören, bedeutet, auf den Schulden sitzen zu bleiben. Dass da Bauern massiv auf die Straße gehen, ist völlig verständlich und es ist ein Verbrechen, wenn die Polizei auf einen Trecker schießt! Erst provozieren sie die Bauern, dann kriegen sie Angst, und dann schießen sie? Das geht gar nicht!!!

Das Nitrat, welches heute im Grundwasser gemessen wird, stammt von der Düngung aus den letzten zehn Jahren. Nährstoffe sind im Boden in der Regel mineralisch und organisch gebunden und gespeichert. Sie werden mehr oder weniger freigesetzt - je nach Bodentyp, Temperatur und Feuchtigkeit und der Aktivität von Mikroorganismen. Die Menge an gespeichertem Stickstoff kann je nach Boden und Humusgehalten bis zu mehreren Tausend Kilogramm betragen. Diese Prozesse lassen sich nicht per Verordnung zurückdrehen. Die roten Gebiete (in denen zu hohe Nitratwerte im Grundwasser auftreten) sind nahezu identisch mit den Gebieten mit zu hohen Tierzahlen pro Fläche. Eine wirklich wissenschaftliche Untersuchung der Nitratbelastung der Böden gibt es nicht. Das Netz von Meßstellen ist viel zu gering. Die Folge ist ein pauschales Ausweisen von roten Gebieten. In diesen Gebieten darf nur noch 20 Prozent unter der optimalen Menge an Stickstoff gedüngt werden, auch wenn ein Bauer nachweisen kann, dass bei ihm die Nitratgehalte nicht so hoch sind. Das Ziel, damit die Nitratauswaschung zu verringern, ist durchaus nicht falsch. Man erreicht es nur nicht per Verordnung und ohne finanziellen Ausgleich für Mindererträge. Nur der Bauer selbst, der seine Böden und Erträge genau kennt, könnte die Stickstoffmenge so austarieren, dass der Rest an Stickstoff nach der Ernte möglichst klein gehalten werden kann.

Statt bürokratischer Verordnungen müssen höhere Erzeugerpreise vor allem für kleine und mittlere Familienbetriebe durchgesetzt werden - auf Kosten der Profite der Agrar- und Handelskonzerne und gekoppelt an sinnvolle Umweltmaßnahmen. Dafür sollte die Masse der Bauern auf die Straße gehen und von der Bevölkerung unterstützt werden.

Wer in den Bergen der Nordalpen zwischen Salzburg und dem Bodensee wandert, trifft immer wieder auf ...

Die Agrarplattform im Internationalistischen Bündnis lädt an Pfingsten zu einem Bauerndorf auf ...

In Kirkwood, Sunday Valley Eastern Cape, Südafrika, einem Hauptanbaugebiet für Zitrusfrüchte und ...

Mehr erfahren über die Parteivorsitzende

Webseite des Internationalistischen Bündnisses

Vom X. Parteitag der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands beschlossene Überarbeitung des Parteiprogramms.