Schleswig-Holstein Magazin

2022-09-16 21:21:25 By : Mr. jack wang

Am Berufsbildungszentrum Bad Segeberg können Schülerinnen und Schüler als Teil ihres Unterrichts die Feuerwehrgrundausbildung absolvieren.

Es ist die erste Stunde am Berufsbildungszentrum Bad Segeberg: Für neun Schülerinnen und Schüler beginnt der Tag mit einem ungewöhnlichen Shuttle-Service. Lehrer Jens Görnert sammelt sie mit einem Feuerwehrfahrzeug an der Schule ein. Damit geht es zur etwa zwei Kilometer entfernten Kreisfeuerwehrzentrale, wo sie heute sieben Stunden lang Unterricht haben werden. Ein Halbjahr lang lernen sie alles, was man für den aktiven Feuerwehrdienst wissen muss - und kriegen dafür nicht nur eine Schulnote, sondern können am Schluss auch die Prüfung zur Truppenfrau beziehungsweise zum Truppenmann ablegen.

Die Aufgabe heute: Einen sogenannten Löschangriff aufbauen. Dafür versammelt Jens Görnert seine Schülerinnen und Schüler auf der Fläche vor der Feuerwehrzentrale. Hier steht ein Hydrant, den sie für die Übung brauchen. Mit Schläuchen sollten sie das Wasser aus dem Untergrund auf die anliegende Wiese pumpen. "Wir haben das in der vergangenen Woche zum ersten Mal geübt. Jetzt geht es darum, dass die Schülerinnen und Schüler die Abläufe verfestigen und an Sicherheit gewinnen", erklärt Jens Görnert. Er ist nicht nur Lehrer am BBZ, sondern seit 29 Jahren auch Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr. Der Feuerwehr-Unterricht sei für ihn deswegen eine Herzensangelegenheit, sagt er, während er parallel weiter seine Schülerinnen und Schüler im Blick behält.

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Fabienne ist besonders konzentriert bei der Sache. Die 17-Jährige ist Mitglied in der Jugendfeuerwehr Trappenkamp (Kreis Segeberg) und hat deswegen bereits ein bisschen Vorerfahrung. Die Schläuche hat sie schnell verlegt. Jetzt dreht sich zu ihrer Mitschülerin Lara um und ruft laut und deutlich: "Erstes Vorwasser Marsch." Wenige Sekunden später kommt ein kräftiger Wasserstrahl aus ihrem Löschschlauch. Fabienne muss den jetzt richtig regulieren und lenken. Auch das funktioniert gut. "Das ist schon mal ein Erfolgserlebnis, das ist nicht unbedingt immer so, dass man sofort alles hinkriegt", strahlt Fabienne, bevor sie sich zu ihren Mitschülern umschaut.

Die sind noch nicht ganz so weit und brauchen zum Teil noch ein bisschen mehr Anleitung von ihren Ausbildern. Denn anders als Fabienne haben die meisten hier noch keine Vorerfahrung, sondern wollen erst mal in die Feuerwehrarbeit reinschnuppern. "Wenn es mir Spaß macht, kann ich mir schon vorstellen, in die Feuerwehr bei mir im Dorf einzutreten", sagt zum Beispiel Maik Leon, der die Schläuche jetzt ebenfalls erfolgreich verlegt hat.

Lehrer Jens Görnert würde es freuen, wenn seine Schülerinnen und Schüler nach der halbjährigen Grundausbildung bei der Sache bleiben. Denn als aktiver Feuerwehrmann weiß er um die Nachwuchsprobleme vieler Freiwilliger Feuerwehren im Land. "Man hört schon von vielen Wehren, dass es sehr schleppend läuft und dass junge Feuerwehrleute dringend gebraucht werden", berichtet er. Zumindest bei den Schülerinnen und Schülern des BBZ ist von Nachwuchssorgen aktuell aber nichts zu spüren. Zehn Anmeldungen für das neue Schulhalbjahr hat er bereits, sagt Schulleiter Heinz Sandbrink, der den Feuerwehrunterricht in den kommenden Jahren zu einer festen Institution an seiner Schule machen möchte.

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Für die Schülerinnen und Schüler bedeutet das neben jeder Menge Praxis natürlich auch ein bisschen Theorie. Gegen Mittag wechseln Fabienne, Maik Leon und die anderen dafür in den Schulungsraum direkt neben der Übungswiese. Sie besprechen mit ihrem Lehrer jetzt noch mal in der Theorie, was sie gerade schon in der Praxis ausprobiert haben. Ende Januar werden sie dann nicht nur eine Schulnote bekommen, sondern auch eine offizielle Prüfung beim Kreisfeuerwehrverband ablegen.

Ob Maik Leon danach wirklich in die Freiwillige Feuerwehr eintritt, wird sich zeigen. Fabienne ist sich hingegen schon sicher. Sie will nicht nur ihre Heimatwehr unterstützen, sondern irgendwann sogar Berufsfeuerwehrfrau werden. "Weil es Spaß macht, man was erleben kann, und man auch einen gewissen Adrenalinkick hat", sagt sie - und wendet den Blick wieder Richtung Tafel, um nichts zu verpassen.

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